Gestern Nacht wurde über Twitter eine Nachricht veröffentlicht, die sich spätestens am heutigen Tag wie ein Lauffeuer durch die deutsche Internetcommunity verbreitet hat: Hulu-Content von Deutschland aus erreichbar, zumindest teilweise!

Hulu MySpace PrimeTime

Nun stellt sich natürlich die Frage, welche Gründe diese plötzliche Verfügbarkeit außerhalb der USA ermöglicht haben. Zumal das ganze leise, still und heimlich geschehen ist, ohne begleitende Pressemeldungen und Medienberichte. Ist es ein Versehen dafür verantwortlich oder aber das Bestreben, sich hiermit langsam für den europäischen Markt zu öffnen?

Der deutsche Markt scheint langsam reif

Dass man sich bei Hulu schon seit längerem mit einer Expansion über den großen Teich beschäftigt, ist kein Geheimnis. Zuletzt erschienen im November 2008 Meldungen, denen zufolge man sich intensiv mit den Ländern Japan, Großbritannien, Frankreich und eben auch Deutschland beschäftige.

Wer den Online-Bewegtbild-Markt in den vergangenen Monaten etwas genauer beobachtet hat, dem wird nicht verborgen geblieben sein, dass sich dieser mehr und mehr in den Vordergrund gespielt hat. Man könnte auch sagen, dass sich der Konsum von Videos im Internet bereits fest etabliert hat, auch hier in Deutschland.

Die Ergebnisse der Cisco-Studie

Erst vor wenigen Tagen erschien eine Studie, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Befragten in Deutschland und den USA täglich eineinhalb Stunden damit verbringen, Bewegtbild-Content an Laptop bzw. PC zu konsumieren. Gleichzeitig jedoch interessieren sich 85 Prozent der befragten Deutschen dafür, Internetvideos auch auf dem Fernsehgerät zu rezipieren. Ich sehe darin ein Indiz dafür, dass wir nun auch in Deutschland langsam in jene Phase kommen, die in den USA bereits seit längerem (genauer gesagt eben seit dem Auftauchen von Hulu) angebrochen ist: Dem Gieren nach professionellen und qualitativ hochwertigen Bewegtbildinhalten im Internet.

Die gleiche Studie zeigt übrigens auch, welche Auswirkungen ein solches qualitatives Angebot nach sich ziehen kann: Die US-amerikanischen Internetnutzer konsumieren inzwischen zweieinhalb mehr hochwertige Videoinhalte, als User-generierten Content, in Deutschland sieht dies momentan noch fast umgekehrt aus.

Gerätehersteller und Contentanbieter wachen auf

Doch sollte auch in Zukunft die Professionalisierung des hiesigen Bewegtbildangebotes im Internet weiter anhalten, ist von einem ähnlichen Trend wie in den USA auszugehen. Angebote wie MySpass oder MSN Movies dürften hierbei allerdings erst der Anfang sein und vielmehr als Wegbereiter einer größeren Entwicklung angesehen werden.

Spätestens dann, wenn die Hersteller von TV-Geräten erschwingliche Fernseher auf den Massenmarkt bringen, die es erlauben die Videos aus dem Internet auch von der Couch aus im Wohnzimmer zu konsumieren, wird sich das wahre Potential dieses neuen Marktes offenbaren.

“Der frühe Vogel fängt den Wurm“

Wer sich dann als erstes auf diesem neuen Markt mit einem umfassenden Angebot an qualitativ hochwertigen Spielfilmen und TV-Serien breit macht, wird womöglich eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben können, wie vor gar nicht langer Zeit Hulu in den USA.

Dass man Angesichts des Auftauchens von so großen Playern wie jüngst Microsoft (Movies MSN) oder – im weitesten Sinne – Google (Kooperation mit MGM) bei Hulu das große Erwachen des europäischen Web-TV-Marktes nicht verpassen möchte, scheint nur all zu verständlich. Wieso sollte nicht auch hier funktionieren, was bereits in den USA erfolgreich geklappt hat?!

Bis es allerdings zu einem wirklichen Auftauchen eines solchen Riesen, wie es inzwischen Hulu in den USA ist, kommen wird, wird es noch etwas dauern. Aus diesem Grund sehe ich in der teilweisen Öffnung von Hulu für den nicht-amerikanischen Markt auch nur eine Art Testlauf. Dafür spricht auch, dass seit gestern nur eine kleine Auswahl an englischsprachigen TV-Serien (eine gute Übersicht findet ihr übrigens bei Popkulturjunkie) verfügbar ist und (noch) kein eigenständiges deutschsprachiges Angebot.

Der Countdown läuft

Doch das damit erzeugte Grundrauschen, dass sich seitdem fast schon viral durch die deutsche Internetwelt verbreitet, zeigt, wie sehr man hierzulande auf solche Content-Angebote à la Hulu wartet. Gedulden wir uns jedoch noch ein paar Monate und lassen wir die hiesigen Internetnutzer und auch die Werbekunden noch ein wenig Erfahrung sammeln mit den ersten qualitativ höherwertigen Bewegtbildangeboten im Internet.

Auf Dauer jedenfalls, soviel scheint sicher, wird es unausweichlich sein, dass auch Deutschland sein eigenes Hulu bekommen wird. Ob dieses dann so heißen wird oder ganz anders, spielt dann für die Rezipienten keine große Rolle. Aber wird sich vieles verändern in Deutschland. Im Internet genauso wie im Fernsehen. Denn mit User-Generierted Content – das sagt nicht nur Ibrahim Evsan von Sevenload (die sich seit geraumer Zeit übrigens ebenfalls sehr gut aufstellen in diesem Bereich) – wird auf Dauer nicht wirklich viel Geld zu verdienen sein. Und darum geht es doch schlussendlich!

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